Die IPK-Familie als Kraftspender – viel Herz statt Coolout

IPK Corona Psyche Coolout

Autorin: Maria Riedl

Die IPK-Familie als Kraftspender – viel Herz statt Coolout

Wir Pflegenden haben zehn sehr harte Monate hinter uns. Egal ob im häuslichen Bereich, in den Heimen oder im Krankenhaus. Das Jahr 2020 ist gekennzeichnet durch schier nicht machbare Herausforderungen, möchte man meinen. Wenn ich die Berichte unserer IPK-Familie lese, sage ich: „Ihr habt das gemeistert!“

Winter im Tennengebirge Dadurch kann die Theorie der deutschen Pflegewissenschaftlerin Karin Kersting von den IPKlern angezweifelt werden. Kersting belegt: Wenn der Arbeitsalltag in der Pflege das Sicherheitsgefühl von Pflegenden bedroht, kommt es zu angstdominierten Handlungen. Die Pflege von Pflegeabhängigen zeigt Einbußen.

Kersting Karin, eine deutsche Krankenschwester, die heute als Professorin an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft in Ludwigshafen tätig ist, hat den Begriff Coolout in der Pflege geprägt. Sie erforscht seit 1999 Reaktionsmuster im Berufsfeld Pflege.
Der Begriff Coolout erinnert an Burnout. Dauerhafte Belastungen im Arbeitsalltag und mangelnde Ressourcen können, wie wir alle wissen, zum Burnout führen. Kersting stellte die Fragen: Aber brennen wirklich viele Pflegende aus? Was ist mit denen, die über lange Zeit hohe Belastungen erleben und wenig Ressourcen haben? Wie bewältigen die ihren Alltag? Die Untersuchungen zeigten, dass Coolout komplementär zum Burnout auftritt. Damit Pflegende die Belastungen aushalten, zeigt sich die Reaktion des „Sich-kalt-Machens“. Nach den Aussagen von Kersting betrifft das alle Pflegenden.

Die Berufsgruppe ist täglich mit Konfliktsituationen konfrontiert, um diese auszuhalten, zeigt sich die Reaktion des Coolout.
„Sich-kalt-machen“ heißt, sich so im Alltag zu orientieren und organisieren, dass man innerhalb des Spannungsfeldes Anforderung und Wirklichkeit leben und handlungsfähig bleiben kann. So befähigt „Coolout“ Pflegende unbemerkt, sich in einem defizitären Alltag einzurichten, zum Preis eine Praxis der Berufsarbeit mitzutragen, die die eigenen Ansprüche weit unterläuft. In der Corona-Krise war das Coolout vielleicht ein Schutz für Pflegende, wenn das fehlende Sicherheitsgefühl zum Problem wurde (Kersting, 1999, S. 53-60, zitiert in Riedl 2020).

Lesen wir in der Integrativen Pflege 2020/4, möchte ich Belege dafür liefern, dass von Coolout keine Rede ist..

  • In Seefeld schreibt uns Michaela Gassler, dass Normalität auch in Corona-Zeiten möglich ist. Zudem gibt sie den Lesern wertvolle Hinweise sich seelisch gesund zu halten.
  • Eva Sachs-Ortner führt als Demenzberaterin ihre Arbeit im häuslichen Bereich motiviert und exzellent durch, um die Identität und den Lebenssinn von Demenzkranken zu erhalten. Zudem beschreibt sie in den Schulungen über die Motivation der IPK-Lernenden im SH Wörgl. Keine Spur von Coolout.
  • Der Heimleiter aus Wörgl, Harald Ringer, versichert: „Es geht noch! Wir halten zusammen, gehen an unsere Grenzen und werden es auch schaffen, wenn man uns lässt. Vielen Dank an das Personal – ihr leistet derzeit Großartiges.“
  • Unsere Fieberbrunner beschreiben, was in der Pflege hochprofessionell passiert, damit Corona bisher Eintrittsverbot in das Sozialzentrum hat. Mit den Aktivitäten wie „Knödelkochen“ dürfen die Bewohner einen fast gewohnten Alltag leben.

Aus den oben angeführten in der Integrativen Pflege 2020/4 abgedruckten Artikeln können die Praxisanwender sich mit Stolz sehen lassen. Die dazu gehörenden Fotos zeigen beim genauen Hinschauen „seelengepflegte Bewohner.* Wir alle bewiesen Herz statt Coolout. Als Urheberin des IPK darf ich darauf besonders stolz sein. Die Freude, die mein Herz erfüllt, wenn ich eure Beiträge lese, stärkt auch mich.

Vielen lieben Dank für die „Herzbelege“ im Jahr 2020
Eure Maria Riedl